Chronik 3 - Blutige Serengeti

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Chronik 3 - Blutige Serengeti

Blaukralle denkt besorgt zurück:

Ich nahm das Ei am Anfang der Regenzeit in meine Obhut. Paka war für einige Tage fort, und Ascar wurde stellvertretend für ihn mit dem Nicht-Rudel von Starrt-Asura-Nieder nach Hause eingeladen. Dieser Simba hatte mit seinen zwei Ehefrauen und seinem Kinfolk ein erobertes Landhaus außerhalb des Parks bezogen, wo die Gruppe königlich bewirtet wurde. Nur schien er sehr darauf bedacht, das Nicht-Rudel von seinen Ansichten zu überzeugen. Livyenne und Dr. Grey schlichen sich entnervt nach draußen, und als Grey kurz zurückkehrte und mit Sephot auf Arabisch die Lage besprach, stieß dies einer der Löwinnen sauer auf. Einige freche Antworten in ihrem eigenen Heim genügten, dass ihr die Kontrolle entglitt und sie in Raserei Ascar hinterherjagte. Schlimmeres wurde verhindert, aber die Stimmung war ruiniert. Auch wenn Sephot die Situation hochpeinlich war, so hatte der Abend das Gegenteil von dem bewirkt, was Starrt-Asura-Nieder angedacht hatte: Auf sein „Nicht“ war das Rudel stolzer denn je.

Als Paka von seiner Reise zurückkehrte, war gerade einer der Makunguru dabei, das Nicht-Rudel zu warnen, eine lokale Mystery-Fernsehsendung werde authentisches Filmmaterial von Fera ausstrahlen. Es blieben drei Tage, um das zu verhindern. Paka war sich nicht so sicher, ob das nicht ein übler Trick der Corax war, als die Diskussion um den verpfuschten Abend bei Starrt-Asura-Nieder und die Rudelfrage wieder aufloderte wie ein Buschfeuer. Paka nahm seine Mitstreiter hart ins Gericht und bestand auf einem Loyalitätsbeweis. Unschöne Worte fielen, jeder bat um Verständis aber gab keines zurück, bis am Ende eine Art brüchiger Frieden wiederhergestellt war.

Tags darauf schickte mich der Kronenkranich mit einer kleinen Leihgabe zum Rudel, einem Rednerstab, der die wirren Diskussionen wenigstens etwas ordnen sollte. Richtig glücklich machte dies niemanden, aber es schien zu funktionieren. Um den Wolkenkratzer des Fernsehsenders NTN, wo die Aufnahmen gezeigt werden sollten, zu infiltrieren, schlichen Dr. Grey und Livyenne sich in die Umbra, und Paka, Sephot und Paruko gaben sich als Zeitungsreporter aus. Geschickt logen sie sich durch, bis sie eine Privatführung erhielten und einen ersten Blick hinter die Kulissen von Nairobis Trashsender Nummer eins werfen konnten. Es war schnell klar, dass diese Welt etwas schriller und überdrehter war als gewohnt.

In Begleitung einer PR-Dame gelangten die drei bis kurz vor das Allerheiligste der Mystery-und-Explosionen-Sendung Kopernikus. Doch im Hintergrund war ihre Story bereits aufgeflogen, und ein Großaufgebot an Polizei verhaftete die mutmaßlichen Terroristen. Ganz menschlich holte ein Anwalt Paka und Sephot wieder aus der Gefangenschaft, doch Paruko als unidentifizierbarer Felisgeborener konnte nur mit Hilfe einer Bettlerin, die sich als seine Schwester ausgab und größeren Bestechungen befreit werden. Livyenne, Roxie und Dr. Grey setzten sich währenddessen in der Umbra mit Netzspinnen auseinander und schließlich mit dem Kopernikus-Chefredakteur Ernie selbst. Dieser war ein Geek wie aus dem Lehrbuch. Grey gab sie als Mitglieder einer ultrageheimen Geheimbehörde aus, und beeindruckt von seinem Charisma und Roxies Superagentinnen-Aussehen löschte Ernie das Video. Er war davon eh nicht überzeugt. Die angeblichen Werwölfe sahen wie Hyänen aus, und noch dazu wirkte alles völlig unecht.

Das Jahresende stand kurz bevor, und man überlegte gerade, ob man das Video als künftiges Druckmittel verwenden könnte, als plötzlich der Geist von Bares-Teeth-in-Defiance im Caern erschien. Sie beklagte den Zustand des Nicht-Rudels und die allgegenwärtigen Intrigen, denn auch ihr eigener Tod war mangelndem Vertrauen geschuldet. Drei weitere Wesen würden in dieser Nacht zu dem Rudel kommen. Das erste war Regenklaue, eine von Black Tooth ermordete Ajaba, deren durchscheinende Gestalt das Nicht-Rudel in die Nacht der großen, rauschenden Feier des Triumphes über den Simba-Tyrannen zurückbrachte. Auch ein jüngerer Ngozi war dort, und selbst hier musste er einen aufkeimenden Streit zwischen fremden Fera schlichten. Als nächstes sandte Kronenkranich das Nicht-Rudel ins gegenwärtige Kairo, wo ihre alten Freunde von den Striders sich gegen die Setiten und Ratkin zu behaupten versuchten. Als letztes brachte König Katze sie zurück nach Kenia, doch wurden sie am Caern durch Simba abgewiesen. Dies war die Endzeit, eine Welt ohne gegenseitige Hilfe und Kameradschaft, in der der Wyrm regierte. Nairobi war entvölkert und brannte, irgendeine Katastrophe war hier geschehen. Doch ob dies wirklich unsere Zukunft sein würde, lag in der Hand von Fera wie unseren Freunden.

Drei neue Gestaltwandler auf einmal trafen im Nationalpark ein. Die Ajaba Adwoa, der Kucha Ekundu Schattenreißer und der Kitsune Zangetsu von den Östlichen Beast Courts stolperten in der Nähe des Makoyee Caerns übereinander und wurden beinahe von Sephot überfahren. Der Rest des Nicht-Rudels begleitete Roxie, die Regenpfotes Grab finden wollte. Dies gelang ihr auch und sie wechselte einige letzte Worte mit der gefallenen Ajaba, doch gleich in der Nähe gab es Spuren der Verwüstung und von frischem Wolfsblut. Dies mochte damit zusammenhängen, dass der Caern völlig verlassen und der Wächter seit einem Tag nicht mehr auf seinem Posten war. Sephot hingegen begann sogleich, den Botschafter der Hengeyokai nach Geheimnissen auszufragen.

Der Caernwächter, Tracks-the-Wyrm von den Kucha Ekundu, hatte die Spur riesiger, wyrmverseuchter Warzenschweine verfolgt, die auf dem Gräberfeld gewütet hatten, war aber in einen Hinterhalt geraten und harrte seit Tagen schwer verletzt auf Rettung. Das Nicht-Rudel spürte ihn ausserhalb des Nationalparks in einem überschwemmten Sumpf voll Elefantenknochen auf und kämpfte ihn mit furioser Wildheit frei. Roxie entdeckte das abgebrochene Blatt eines Speers in einem der Schweinerücken, verziert mit unbekannten Schriftzeichen. All dies hatte sich auf Ajaba-Territorium abgespielt, doch vom Clan war weit und breit nichts zu sehen.

Auf der folgenden Moot gab es ein heiß ersehntes Wiedersehen mit Herz-aus-Gold, die sicher in dieser Nacht Schlimmeres verhinderte. Sephot erhielt vom erbosten Caerntotem Löwe Befehle, wie er Greifs Fluch durch Arbeit für Gaia lösen konnte. Die Ajaba waren gekommen, um den ersten Rang ihres neuen Mitglieds zu verkünden, während Starrt-Asura-Nieder einen Trophäenjäger getötet hatte. Alle Parteien beanspruchten, einen Wächter für den unterbesetzten Caern zu stellen. Die Stimmung kippte fast, als die Speerspitze sich als Teil eines Löwentöter-Assegai herausstellte, einer verbotenen Waffe aus dem Krieg gegen Schwarzzahn. Dieser Speer hatte zudem einer der ansässigen Ajaba gehört, bis er gestohlen wurde. Anschuldigungen flogen hin und her, bis Herz-aus-Gold schlichtend eingriff und das Nicht-Rudel sich bereit erklärte, den Fall zu untersuchen. Sogar Zangetsu versprach seine Hilfe.

Zunächst kündigte jedoch Vauvenal ihre Rückkehr nach Nairobi an. Als das Nicht-Rudel sie vom Bahnhof abholte, fielen ihnen etliche Menschen auf, wie wie in Trance erstarrt waren. Als nächstes drückte ihnen Fliehender ein Päckchen in die Hand, dicht verfolgt von einer monströsen, sechsbeinigen, funkenstiebenden Kreatur, die die Einmischungsversuche der Bête mit wütenden Angriffen beantwortete. Dr. Grey setzte sich mit dem Paket ab, das eine unheimlich wirkende Maske enthielt, und konnte mit Roxies Hilfe die Bestie in der Umbra knapp abwehren. Währenddessen entwickelte der gerettete alte Mann ungeahnte Kräfte und ein bösartiges Temperament, demolierte Sephots Wagen, holte Grey ein und zwang ihn mit Magie, die Maske wieder herauszugeben. Zurück am Caern wäre Grey dann fast nicht eingelassen worden, weil ihm plötzlich Wyrmgeruch anhaftete. Verärgert beschlossen die Freunde, der Sache nachzugehen.

Noch einmal gelang es Sephot und Dr. Grey, das Caerntotem Kronenkranich um Vergebung zu bitten und sich zu reinigen. Gemeinsam mit Paka ging man abermals alle Details durch, und schließlich kam das Grüppchen zu mir und bat mich, in den Erinnerungen meiner Vorfahren nach Hinweisen zu suchen. Ich konnte ihnen jedoch nur sagen, dass das seltsame Wesen, Cuaxicallitepiani genannt, sowohl den Mokolé Südamerikas bekannt war als auch meinen afrikanischen Ahnen. Man hatte es als Schutz- und Wächtergottheit gepriesen, doch das war vor der Ankunft der Weißen gewesen. Und nun vagabundierte es im modernen Nairobi herum. Dort sahen sich die Freunde nach ihm um, fanden jedoch nur die Stadtbewohner wie zu Salzsäulen erstarrt.

Man beschloss, Tracks-the-Wyrm vom Makoyee Caern zu bitten, den wildgewordenen Schutzgeist herbeizubeschwören. Allerdings weigerte sich das Caerntotem Löwe, Sephot, der seine schwarzmagischen Bücher konsultiert hatte, einzulassen, und beinahe hätte Paka sich selbstmörderisch mit dem Löwengeist angelegt. So richtete der Anführer des Nicht-Rudels dann seinen Zorn auf Sephot. Adwoa, Paruko und Schattenreisser wurden weiterhin von ihm größtenteils aussenvor gelassen, doch erst nachdem er ihnen erneute Versicherungen der Loyalität abgenommen hatte. Die Beschwörung fand schliesslich bei Nacht statt und gelang tatäschlich. Cuaxicallitepiani war rasend vor Wut, doch Livyenne nutzte die Gaben der Swara um ihn zu besänftigen. Der Grund für seinen Zorn war bald klar: Sie hatten ihn geradewegs aus einem Kampf mit dem wyrmverseuchten alten Mann herausgeholt, der mit der Maske nicht nur unsterblich geworden war, sondern auch Finsteres plante.

Der Wächtergeist erklärte, dass der alte Mann ein ruheloser, lange verstorbener Bagheera namens Makhambe war, der mit der Maske die Essenz der Stadtbewohner aussaugen und seinen vor über tausend Jahren in der Schlacht gefallenen Kameraden wieder einflößen wollte. Alle 208 Jahre kehrte er für einen neuen Versuch zurück, und so tat es auch der Wächtergeist, bevor die Maske nach Südamerika in Sicherheit gebracht worden war. Im Stadtpark von Nairobi war das düstere Ritual so gut wie abgeschlossen, und noch dazu hatte der Bagheera sich eine lebende Statue zur Seite gestellt. Beide beharkten das Nicht-Rudel mit scharfen Krallen und Frost. Doch die Freunde setzten sich durch und fanden die abgeschlagenen Stücke der Statue als sehr effektive Waffe. Statt jedoch zuletzt die erbeutete Maske wieder zurück und in Sicherheit zu bringen, gelang es Sephot, sie für sich zu behalten.

Während der Winter voranschritt, nahmen die Unruhen in Ägypten zu, angefacht durch den erbitterten Krieg von Walks-with-Might’s Koalition gegen die Anhänger Sets und die Raserei der verseuchten Ratkin. Lord Cholera von Nairobi dagegen ließ seinen Frust an den Bewohnern der Armenviertel aus. Anderswo formierten sich Separatisten der Ajaba unter Shari. All diese Kräfte fehlten, um sich dem Bau eines Superhighways durch die Serengeti entgegenzustellen, der, bewacht von einer Privatarmee, den wichtigsten Caern Afrikas zu vernichten drohte. Daheim hatten Sephots und Greys Nachforschungen über die Maske beide so wyrmverseucht, dass sie vom Caern der Kühlen Ufer ausgeschlossen wurden. Auch das Rätsel um den gestohlenen Speer war noch ungelöst. Doch die Nachricht über das Bauprojekt einte die Gruppe im Willen, etwas zu unternehmen. Dafür liessen sie sogar die Gelegenheit verstreichen, Starrt-Asura-Nieder einen Streich zu spielen, zu dem sie ein durchreisender Corax anstiften wollte. Nur Paka wurde dieser Tage immer seltener gesehen.


Blaukralle schüttelt ihr Halsgefieder und seufzt. "Die Geschichte ist sehr lang. Und ab hier, könnte man sagen, geht sie erst richtig los."


Der beste Ansatzpunkt war zur Zeit eine aus Menschen bestehende Protestgruppe, zu der Adwoa Kontakt hatte. Für viele Rudelmitglieder, die nicht als Homid geboren waren, wurde der Tag zur Geduldsprobe. Ascar hatte sich auf ein Wiedersehen mit dem Nicht-Rudel gefreut, verbrachte die Zeit aber nun in Autos, Fahrstühlen und fremden Wohnungen. Schattenreisser bekam Rockerkleidung verordnet sowie einen menschlichen Decknamen. Roxie war den ganzen Weg zur Serengeti und zurück geflogen und wußte von einem großen Aufgebot an Söldnern zu berichten, die die Baustelle schützten. Nicht zuletzt entpuppten sich Adwoas Kontakte als verwöhnte, dauerkiffende Studenten mit zu viel Zeit und Geld und dafür um so weniger Information zu den Drahtziehern des Bauprojekts. Immerhin konnte man drei Firmen recherchieren. EcoWays aus Deutschland, spezialisiert auf Überlandstraßen durch Gaias letzte Wildnis, African Solutions aus Südafrika, eine Privatarmee, deren Krieger gegen das Delirium immun zu sein schienen und die Better Place Foundation, ein großer Geldgeber unter dem Vorwand der Nächstenliebe. Jemand im Serengeticaern, der sich Goldschimmer nannte, sollte aber eine heißere Spur für das Rudel bereithalten.

Man rief Paka dazu und ging in Livyennes Wohnung, einem der letzten sicheren Orte für alle Rudelmitglieder, noch einmal durch, was man wußte. Danach mußten Sephot und Grey sich per Flugzeug und Auto auf die Reise machen, während die anderen bequem vom Caern aus eine Mondbrücke verwenden konnten. Auch das Simbarudel war mit von der Partie, und man kam fast gleichzeitig im Caern des Endlosen Landes an. Niemand, der diesen Ort das erste Mal betritt, kann sich seiner Pracht und Majestät entziehen. Hier ist Gaia noch schön und stark wie in ihrer Jugend, und bis zum Horizont erstreckt sich nichts als die ungezähmte, grandiose Natur. Drei Lager waren im Caern eingerichtet für die Kriegstrupps der Simba, der Ajaba und der Bagheera, doch Goldschimmer fehlte zur Zeit. Das Reinigungsritual für Sephot und Grey fiel enorm schmerzhaft aus, doch würde es genügen, um Sephot wieder ins Gleichgewicht zu bringen, seinen immer irrationaleren Zorn und die leisen Stimmen zu beseitigen, die er hörte?

Um Abstand zwischen sich und Starrt-Asura-Nieder zu wahren, besuchte das Nicht-Rudel zunächst das Lager der Ajaba. Es gab jede Gelegenheit, einen schlechten Ersteindruck zu hinterlassen, aber mit einem üppigen Gastgeschenk in Form eines selbsterlegten Kaffernbüffels und makelloser Diplomatie von Seiten Pakas gewann man schnell das Herz der rauhbeinigen Hyänenwandler. Praktisch jedes Rudelmitglied wurde zwar testend angepiekst, bestand aber mit Bravour. Es gab auch ein Wiedersehen mit Eze, dem jungen Ajaba, den man vor langer Zeit aus einem Wyrmkult befreit hatte. Das Nicht-Rudel erfuhr, dass es zwei von beiden Seiten des Nationalparks vorrückende Bautrupps gab, die reichlich Fomori umfassten. Zur Zeit hielt sich EcoWays damit auf, den felsdurchzogenen Untergrund zu planieren.

Um von der großen Kisasi genaueres zu erfahren, begab man sich ins Simba-Lager, wo ein zurückhaltender junger Simba namens Steppenfalke versuchte, einen respektablen Wächter zu mimen. Er war verblüfft, als Zangetsu sich scheinbar in einen Sokto-Tiger verwandelte, um die Bastetsprache zu verstehen. Der Kitsune leistete sich einen weiteren Fauxpas, als er vorschlug, eine Allianz mit Vampiren zu erwägen. Ansonsten erklärte Kisasi weitere Details und erörterte erste mögliche Ansätze, das Blatt zu wenden. Plötzlich gab es Lärm – es sah ganz so aus als hätte Eze oder eine andere Ajaba einen persönlichen Fetisch von Steppenfalke zerstört, doch der Jungwandler beteuerte seine Unschuld. Das Nicht-Rudel bot sich als Ermittler an, denn die Stimmung zwischen Simba und Ajaba durfte nicht vergiftet werden.

Am selben Abend stand der nächste Überfall auf den Bautrupp bevor. Felskuppen und Hügelflanken boten reichlich Deckung. Drei Simbarudel würden die Gegner in Nahkämpfe verwickeln, während das Nicht-Rudel sich in Zweiergruppen aufteilen und im Hintergrund Heckenschützen ausschalten wollte. Ein Ritualmeister beschwor ein gewaltiges, nächtliches Gewitter, und in Dunkelheit und Regen wurde den Freunden von Anfang an ein hoher Blutzoll abverlangt. Alle Zweiergrüppchen halfen und unterstützten sich dennoch nach Kräften. Aus der Luft behielt Roxie, die den Ratkin trug, den Überblick, doch auch sie ließ mächtig Federn. Selbst ihr Blick war aber nicht scharf genug, um durch Sephots magische Tarnung zu blicken, als er irgendwo versprengt zwischen den Hügeln von seinen Stimmen und Halluzinazionen überwältigt wurde.

Als der Rückweg freigeräumt war, stieß das Nicht-Rudel zur eigentlichen Schlacht vor, die aber schon verloren war. EcoWays kommandierte schwer bewaffnete Fomori und mutierte Kampfhunde, die teils sogar zu Selbstmordbombern aufgerüstet waren. Zumindest gelang es, einige der Löwinnen aus der Umzingelung zu befreien. Zurück am Simba-Lager leckte man seine Wunden, auch wenn Gnosis allmählich zur Mangelware wurde. Und der fähigste Heiler, Dr. Grey, wurde von vielen Simba abgelehnt. Nicht zuletzt setzte Zangetsu sich das Ziel, Vauvenal, die unter Garou aufgewachsen war, mehr von den Geheimnissen und der Geschichte der Kitsune zu lehren.

Am nächsten Tag vertraute Sephot sich Dr. Grey an, doch ausser dem Rat, etwas kürzer zu treten, wusste der Ratkin keinen. Kurz darauf flüchtete sich der Ajaba Eze zu ihnen und Schattenreisser, ratlos und verängstigt. Er hatte von einer rätselhaften Ajaba namens Nightfall einen besonderen Speer zu seiner Stammeseinweihung bekommen und geheimgehalten, der ihm prompt wieder entwendet wurde und nun tief in Steppenfalkes Leib gebohrt wieder aufgetaucht war. Natürlich war es Lioncrushers verschwundener Assegai. Starrt-Asura-Nieder bereute sofort seine Entscheidung, dem Nicht-Rudel stillschweigend die Ermittlungen überlassen zu haben und brachte alles ans Licht. Paka und den anderen dämmerte jedoch, dass jemand hier gezielt versuchte, die beiden Stämme gegeneinander zu hetzen. Noch gelang es der Bagheera-Wächterin zu vermitteln. Lioncrusher sollte zum eigenen Schutz festgesetzt und befragt werden. Doch die Ereignisse nahmen eine bestürzende Wendung, als Vauvenal und Zangetsu eine Halskette in Form eines geschnitzten Hyänenkopfes fanden. Als Livyenne sie sich umhängte, verwandelte sie sich in eine Crinos-Ajaba – und alle sahen es.

Da die Rationalität im Caern allmählich komplett darniederlag, wurde auch das Nicht-Rudel nun eingesperrt und von Kisasi, der Wächterin und Starrt-Asura-Nieder befragt. Paka stellte sich schützend vor seine Kameraden, auch wenn Starrt-Asura-Nieder nicht müde wurde, auf Zangetsus Verwandlungsmagie hinzuweisen. Gleichzeitig lobte er Pakas Ehre – es wäre ja nicht seine Schuld, wenn falsche Freunde ihn hintergangen hätten. Durch die Bemühungen der Bagheera lief erst alles ganz gut, bis Sephot zu vertuschen versuchte, dass Eze den Speer gehabt hatte. Diese Lüge, wenn auch aus noblem Motiv, verunsicherte nicht nur die Ältesten, sondern erschütterte vor allem Paka tief. So wurde die Gruppe zwar freigelassen, aber mit Ortungsfetischen markiert. Sie waren entschlossen, den Verräter ausfindig zu machen, ehe die Stimmung zwischen den Stämmen kippte – und das würde sie bald, denn beide Seiten fühlten sich ungerecht behandelt.

Interessant war, dass das Amulett einem Nightfalls Crinosgestalt verlieh, und keine andere. Ein fähiger Schamane oder Ritualist hätte die Ermittlungen sicher beschleunigt, aber so jemand war nicht zu haben. Dr. Grey versuchte es damit, einen Schmerzensgeist zu befragen, erreichte aber höchstens, nicht gefressen zu werden. Zangetsu litt derweil daraunter, von den Großkatzen übergangen und als Hexer verdächtigt zu werden, und Sephots Stimme im Kopf entwickelte eine regelrecht geschwätzige Ader. Die einzige heiße Spur führte zu einer reisenden Ajaba, die Nightfall selbst kannte. Nightfall war ein Urgestein des Ahadibündnisses und mutig dazu, und sie pflegte einen kleinen Caern am Rande der Sahara, bis der Kontakt vor mehreren Monaten abgerissen war. Es sah ganz so aus, als würden unsere Helden buchstäblich in die Wüste geschickt werden.

Am nächsten Tag bereiteten sich die Freunde auf ihre Reise vor. Von der Ajaba Vier-Monde holten sie sich Tipps zum Überleben in der Wüste, trugen Wasservorräte zusammen und improvisierten Kopfbedeckungen aus allem, was sich im Caern so fand. Derart ausgestattet betraten sie die Mondbrücke. Aber da Afrika groß war und die Reise lang, wurde ihr von kleinen und großen Wundern gesäumter Weg durch die Nahe Umbra schließlich durch den Sonnenaufgang unterbrochen. Rechtzeitig siedelte das Nicht-Rudel in eine kleine Domäne über, die vor allem von riesenwüchsigen Flechten und Krähengeistern bewohnt wurde.

Diese Krähen unter ihrem König Corra freuten sich mächtig über den Besuch und forderten die Reisenden zu einem Rätselspiel auf. Abwechselnd stellten der König und sein Hofnarr die Fragen, und zur Belohnung heilten sie die Wunden und erfrischten sie den Geist der müden Fera. Selbige schlugen sich gut, sobald klar wurde, dass alle Rätsel irgendwie mit Vögeln zu tun hatten. Nur Sephot begann allmählich, an seinem Verstand zu zweifeln, da er selbst in der Umbra keine Ursache für seinen Zustand entdecken konnte. Am nächsten Abend ging es dann auf der Mondbrücke weiter – bis selbige abrupt irgendwo in der glühend heissen Sahara endete, von einem Caern keine Spur.

Wie damals in der Höhle der Ahnenschlange hielt Paka die Hitze nicht lange aus und brach zusammen, und auch Livyenne zeigte bald Anzeichen eines Hitzschlags. Zum Glück entdeckte Roxie eine Oase in der Ferne. Allein auf diesem Weg verbrauchten die Freunde sämtliches mitgebrachtes Wasser, doch alle erreichten mit letzter Kraft die Oase. Welch Entsetzen, als diese sich nicht als der gesuchte Caern erwies, sondern als ein Wyrmloch, das hier auf Opfer lauerte! Vergiftetes Wasser, das nicht trinkbar war, verbrannte ihre Kehlen, zudem fielen toxische Plagen und wyrmverseuchte Tiere über die Gruppe her. Schattenreisser, Vauvenal, Roxie und Zangetsu wurden in dem ausbrechenden Kampf schwer verletzt, doch ihnen zur Hilfe kamen Sephot mit seiner Katzenmagie und eine junge Bagheera namens Nyota. Mit dem Mut der Verzweiflung konnten die Freunde sich freikämpfen, doch ihre Lage war nun noch viel brenzliger als zuvor. Und Roxie hatte sie dorthin geführt. Die Corax war am Boden zerstört.

Zwar kam Paka wieder auf die Beine, aber Zangetsu schwebte weiterhin in großer Gefahr, als man sich gemeinsam auf die Weiterreise machte. Die erste Wüstennacht wurde bitterkalt, und der extreme Durst und die Erschöpfung trieben das Nicht-Rudel an seine Grenzen. Eine Verbesserung gab es erst, als Dr. Grey in die Umbra wechselte und einen Wassergeist um Hilfe ersuchte. Schließlich erreichte man auch den Caern Zerzura. Dessen Verteidigungsarmee bestand aus einem einzelnen Ajaba-Krieger, der aus seiner Deckung Drohungen ausstiess, denn immerhin rochen die Freunde inzwischen alles andere als gut. Die zweite Bewohnerin des Caerns reinigte sie, so gut es ging. Zerzura war ein kleines Oasendorf mit ausreichend Wasser und Haustieren, um gerade so zu überleben, und die zwei Ajaba, traurig aber wahr, alleine dort.

Nightfall hatte diesen Caern aufgebaut, doch war eines Tages auf einem Patrouillengang verschwunden. Die zwei anderen Ajaba hatten nicht genügend Ressourcen, um sie wiederzufinden – weder ihren Körper, noch ihren Geist. So blieb ihnen nur noch eine schwache Hoffnung für ihre geliebte Gefährtin. Die neuen Entwicklungen aus der Serengeti schienen dagegen alle schlimmsten Verdachte zu bestätigen. Bei einer neuen, großen Suchaktion förderte die Gruppe einige Knochen und Nightfalls Säbel zutage, als sie von einem rasenden, schattenhaften Tier angefallen wurde. Das unheimliche Wesen verlangte „seinen“ Körper zurück und wütete regelrecht unter der Gruppe. Es überwältigte Livyenne, und Dr. Grey nutzte diese Ablenkung, um zu versuchen, mit den Knochen zu entkommen. Im selben Moment, als Sephot aufging, dass dies Nightfalls zorniger Geist war, streckte Roxie die Kreatur nieder. Es war Glück im Unglück, dass Sephots Geistermagie verhinderte, dass die sterbende Nightfall zurück ins Umbra versank.

Doch hilfreich gab sich Nightfall nicht, auch nicht, als man ihr ein wenig Gnosis spendete. Sie war kaum bei Bewußtsein und derart mißtrauisch, dass sie nicht das geringste preisgab. Der Geist deutete einzig an, dass alles nur schlimmer würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Am Caern reagierten die zwei hinterbliebenen Ajaba fassungslos und traurig, aber alles Wenn und Aber konnte auch nichts an den Tatsachen ändern. Arme Roxie – ihr zweiter vermeintlich schrecklicher Fehler in so kurzer Zeit.

Am nächsten Tag befragte Dr. Grey einen Schmerzensgeist. Die Kreatur fügte ihm erhebliche Qualen zu für die Information, dass Nightfalls Mörder tatsächlich ein Simba-Rudel gewesen war. Das war der Grund für ihr Schweigen: Die Wahrheit hätte genug Sprengkraft, um das Bündnis zu spalten. War die Lösung denn eine Lüge? Roxies Litanei verbot ihr das, Schattenreisser als Philodox war auch widerwillig, und doch mussten sie einsehen, dass die zwielichtigen Methoden der Bubasti und Ratkin hier das kleinere Übel darstellten. Und war es nicht denkbar, dass die abgebrochene Mondbrücke das gezielte Werk der Simba war, die sie auf den Weg geschickt hatten? Tauchte der Name Nyulu-a nicht noch anderswo auf? Die Zeit drängte jedenfalls, und man beschloss, zur Serengeti zurückzukehren und die Schuld auf wyrmverseuchte Garou zu schieben. Zuvor jedoch forderte Livyenne von den Geistern ihren dritten Rang ein.

Am nächsten Morgen, als man noch einmal alle Puzzleteile zusammentrug, wurde klar, dass das damalige Simbarudel unter einem Männchen namens Sandkralle tatsächlich einige Mitglieder mit dem von Starrt-Asura-Nieder teilte. Das machte die Ausgangssituation des Rudels geradezu prekär, und aus vermeintlichen Verbündeten endgültig potenzielle Feinde. Aurora gab den Freunden einen kleinen, magischen Kamm mit, dann schickte sie sie auf den Weg zurück zur Serengeti. Ein Zwischenstopp im Boma-Caern im Südsudan war nötig, weil die Strecke zu weit für eine ununterbrochene Brücke war. Auch diesmal bestand der alte Wächter Trails-of-Dust auf einem gemeinsamen Teetrinken. Dies fiel allerdings etwas länger aus als angedacht, weil im Caern des Endlosen Landes niemand den Mondpfad durchließ. Doch der mächtige Ngorongoro-Caern, eine Tagesreise durch die Serengeti entfernt, der Gründungsort des Ahadi, stand als Ausweichmöglichkeit offen.

Traditionell ein Caern der Ajaba, waren zur Zeit nur die weniger ruhmreichen Bewohner zurückgeblieben um die Stellung zu halten. Metis, Geisteskranke, Taugenichtse – aber auch Naomi, eine junge, hübsche und entschlossene Bagheera, die nicht lange überlegen musste, um sich dem Nicht-Rudel anzuschließen. Dessen Hoffnung ruhte nun auf Vulkan, dem mächtigen Caerntotem, das genauso aber für sein Temperament berüchtigt war. Von der dargebotenen Opfergabe war der Vulkangeist auch wenig beeindruckt, und um der Gruppe irgendwelche Hilfe zuzugestehen, verlangte er sogleich, dass Dr. Grey Rattes hinterhältigen Wegen abschwor. Eher hätte der Ratkin sich jedoch mit dem Caerntotem persönlich angelegt. Doch oh Wunder, dies war genau die Einstellung, die Vulkan so gern hatte. Tu, was nötig ist, aber stehe felsenfest zu deinen Werten. Das Rudel hatte die Prüfung bestanden. Er versprach, auf das Totem des Serengeticaerns einzuwirken und eine Mondbrücke auszuhandeln.

Paka, der lange Teile der Reise krank verbracht hatte, begriff nun erst vollkommen, das sein eigener Stamm hinter dem Verrat steckte, und damit wollte und konnte er sich kaum abfinden. Und es schien keinen Weg aus der Zwickmühle zu geben, der den Aufrührern nicht weiter in die Hände spielte. Zurück in der Serengeti rief man Kisasi und Starrt-Asura-Nieder zusammen. Gerne hätte man auch die Bagheera-Wächterin dabeigehabt, doch diese war das Opfer eines Unfalls, vielleicht auch Mordes geworden. Entsprechend war die Stimmung im Caern abgestürzt. Offene Kämpfe flammten immer wieder auf, und sogar Kisasis Autorität bröckelte rapide. Doch ihr legte man die Entscheidung in die Hände, ob sie die Wahrheit hören wollte. Und als sie ausgesprochen war, ging Starrt-Asura-Nieder wie zu erwarten in die Defensive. Nichts ließ er auf seine Frau kommen, und er würde der Geschichte des Nicht-Rudels nicht ein Fünkchen Glaube schenken, ehe sie nicht befragt war.

Es kam so, dass das Nicht-Rudel die Löwin, die auf Jagd war, alleine suchen ging. Sie liefen mitten in einen aus der Umbra geführten Hinterhalt. Und als hätten sie sie mit ihrem Plan heraufbeschworen, waren es wyrmverseuchte Garou, ein ganzes Rudel. Unsere Helden wehrten sich gegen einen Feind, der keine Angst, keine Schmerzen und kein Erbarmen kannte, und lieferten den Wölfe einen sehr temporeichen und überaus blutigen Kampf. Sogar starke Kämpfer mussten dem Tod viel zu nah ins Auge sehen. Sephot wurde durch eine silberne Klaive aufgespießt, und selbst dann ließen die Feinde nicht von ihm ab, und Schattenreisser wurde in die tiefsten Abgründe der Raserei gestoßen und begann, seine Gegner sinnlos zu zerfetzen. Die flinkeren Rudelmitglieder jedoch konnten mit ihren schnellen, raffinierten Kampfstilen auftrumpfen. Am Ende, als der Savannenboden vor Blut triefte, waren alle unsere Helden noch am Leben, und das Böse unterlag.

Die Schande seiner Wyrmraserei ließ Schattenreisser fast an sich zerbrechen. Für den Rest des Rudels war guter Rat nun teuer. Nyulu-A, die mutmaßliche Verräterin, war nirgends zu finden. Man versuchte es stattdessen damit, einen der Köpfe der Black Spirals mit zum Caern zu nehmen und dazu zu verwenden, die zerstrittenen Stämme auf einen gemeinsamen Feind einzuschwören. Dort angekommen eskalierte eine fanatische Ajaba namens Frisst-Herzen gnadenlos die Situation und griff Kisasi mit wüsten Behauptungen an. Schlimmer wurde es, als Kisasi erkannte, dass der Ohrschmuck des toten Garou mit dem Simba-Zeichen verziert war. Es wurde Zeit, Starrt-Asura-Nieder zu konfrontieren, doch dieser zog sämtliche Register, Paka bei seiner Ehre zu packen, seine Unschuld zu beteuern und Kisasi zu untergraben. Nach einem sehr anstrengenden und ergebnislosen Verhör gab er zu, Nyulu-A gewarnt zu haben, willigte aber ein, zu helfen, seine Löwin aufzuspüren und zu befragen.

Nach vielen Stunden des Gehens, das die Suchenden müde gemacht hatte, verschwand Starrt-Asura-Nieder hinter einem Gestrüpp und kam nicht wieder hervor. Er schien veschwunden. Auch in der Umbra war nichts mehr von ihm zu sehen, und sogar wilde Beleidigungen konnten ihn nicht wieder herbeizaubern. Mit leeren Händen mussten die Freunde abermals zum Caern zurückkehren. Dort tat Dr. Grey plötzlich das Undenkbare und hetzte die aufgebrachten Shifter dem Löwen hinterher. Das Nicht-Rudel blieb mit einer entsetzten Kisasi zurück und versuchte, mit Riten die Flüchtenden zu orten. Die Würfel waren gefallen. Nun konnte alles passieren. Aber wenn die Mehrheit der Fera nur darauf gewartet hatte, Hasspredigern wie Frisst-Herzen und Shari zu folgen, würde das Bündnis von nun an nach und nach zerbrechen.

Da die Freunde zuletzt im Sudan gegessen und noch viel länger nicht geschlafen hatten, war eine Ruhepause dringend nötig. Am nächsten Morgen präsentierte sich der Caern wie ausgestorben, was zumindest die Feldküche unbewacht zurückließ. Alle Krieger waren auf der Suche nach den abtrünnigen Simba, während Kisasi mit ihrem Latein am Ende war und nun versuchte, den Ältestenrat zusammenzurufen. Da eine merkwürdige Malariaepidemie die Bauarbeiten an der Straße zumindest fürs erste stocken ließ, reiste das Nicht-Rudel zurück nach Nairobi. Dr. Grey verabschiedete sich dort fürs erste. Er wollte endlich seine zunehmende Wyrmverseuchung bekämpfen und riet Sephot eindringlich, das selbe zu tun. Natürlich hinderte ihn das nicht, die verfluchte Klaive des Spiralrudels zu behalten. Alles andere würde die Zukunft zeigen.